artax
N E W S L E T T E R

 


Autor:

Auflage: 20‘000
(elektronisch versendet)
  Dr. iur. Bernhard Madörin
Steuer- u. Treuhandexperte
Zugelassener Revisionsexperte RAB
Zugelassener Versicherungsvermittler FINMA
   

 

Das Mittelmeer als Mauer

Sehr geehrte Damen und Herren

US-Präsident Donald Trump hat lauthals den Bau einer Mauer zwischen Mexico und USA angekündigt. Das politische Europa schüttelt den Kopf ob dieser Idee. Zu grossen Teilen existiert dieser Grenzzaun schon. Die Mauer soll den Fluss der Migranten in die USA verhindern und reduzieren. Nach dem Fall der Berliner Mauer eine Mauer weniger, aber nun eine Mauer mehr. Eine weitere Mauer existiert zwischen Nord- und Südkorea, Ergebnis des Koreakrieges (1950 – 1953). Die Kosten dieser Wiedervereinigung werden höher sein als diejenigen Deutschlands. Der Unterschied ist ebenfalls noch grösser als in Deutschland.

Auch das griechische und türkische Zypern werden durch eine Mauer getrennt. Seit der türkischen Invasion 1974 ist die Mittelmeerinsel geteilt. Die wirtschaftlichen Gegensätze sind gross. Israel und Ägypten trennt ein 20 Meter hoher und undurchlässiger Zaun. Unkontrollierter Grenzverkehr ist nicht möglich. Israel und das Westjordanland werden stellenweise durch eine acht Meter hohe Betonmauer abgegrenzt sowie über weite Strecken durch einen Grenzzaun. Die spanischen Enklaven in Nordafrika, Ceuta, Melilla und Peñón de Vélez de la Gomera werden durch Grenzzäune geschützt. Swasiland ist von einem hohen Gitternetz von Südafrika umgeben. Aktuell sind die neuen Grenzschutzanlagen der ehemaligen Ostblockländer Polen, Ungarn und Rumänien, welche sich gegen die Einwanderung schützen. Die Balkanroute, über die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten nach Westeuropa wollen, wird zunehmend eng.

Die Länder grenzen sich ab, und es hat sich nicht viel geändert seit den alten Römern, welche ihr Hoheitsgebiet mit dem Limes und dem Hadrianswall sicherten.

Die grösste Mauer ist das Mittelmeer
Tatsächlich ist das Mittelmeer die grösste Mauer für Europa. Wir bekommen das nur mit durch Flüchtlingsdramen. Wären Europa und Afrika nicht durch das Meer getrennt, so hätten wir auch hier eine Mauer, die der geplanten Mauer zwischen den USA und Mexico nicht nachstehen würde. Die kulturellen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Europa und Afrika sind zu gross, als das Gemeinsames tragen würde. Was nur teilweise in Europa funktioniert, funktioniert gar nicht interkontinental.

Das römische Reich ist aus mehreren Gründen untergegangen
Ein wichtiger Grund war die Klimaveränderung. Die Temperaturen sanken, was die Völkerwanderung antrieb und damit den Druck auf das römische Reich. Ein weiterer wichtiger Grund war die Verleihung des römischen Bürgerrechts durch die Constitutio Antoniniana des Jahres 212 an fast alle freien Reichsbewohner, womit die Homogenität der Römer verloren ging.

Die westlichen Industrienationen sind nun auch im Wandel. Bevölkerungswachstum, industrielles Wachstum, Staatsdefizite, Säkularisierung auf der einen Seite und religiöser Fundamentalismus auf der anderen Seite belasten den Staat und die Gesellschaft. Die Feinde der offen Gesellschaft, um es mit dem Philosophen Karl Popper zu sagen, nagen im Innern an den Säulen. Werden diese Mauern halten?